Die Milesier
Die Ankunft
Die Milesier sind das letzte der vorgeschichtlichen Eroberervölker. Ich beginne mal mit einem Zitat dazu:
„Es war am 1. Mai, da die Milesians nach Irland kamen. Sie kamen mit ihren Weibern und Kindern und all ihren Schätzen. Es waren ihrer viele. Sie kamen in Schiffen, und es wird erzählt, sie seien aus einem Land jenseits der äußersten Bläue des Himmels gekommen, und noch heute könne man in Winternächten zwischen den Sternen die Spur sehen, die ihre Schiffe zurückgelassen haben.“
Zitiert nach: Young, Ella (1996): Keltische Mythologie, Celtica I. J. Ch. Mellinger Verlag GmbH, Wolfgang Militz u. Co. Kg. Stuttgart. 4. Auflage. S. 73.
Das lasse ich jetzt einfach mal unkommentiert so stehen. Kann jeder mit machen, was er will.
Amergin
Nun waren sie also da. Man zog die Schiffe an Land und ihr oberster Druide, Amergin begann einen Zaubergesang, um diese neue Welt in Besitz zu nehmen. Er verglich sich dabei in mehreren Strophen mit verschiedenen Tieren, Pflanzen, ja, dem Sonnenlicht. Er tat das, weil Zaubergesänge große Macht entwickeln, aber auch um zu verdeutlichen: Seht her, ich beinhalte alle Dinge, ich bin quasi ein Gefäß des Göttlichen.
Danach begannen sie das Land zu erforschen, und Amergin hatte vor, den dreifachen Namenssegen auf das Land zu sprechen, damit es auch wirklich seinen Leuten gehören würde.
Der dreifache Namenssegen
Sie gingen weiter über die Berge, bis Amergin auf eine alte Frau stieß, die wie eine Bettlerin gekleidet war. Sie stellte sich als Banba vor, eigentlich eine entmachtete Königin und erbat von Amergin den ersten Namenssegen. Der hatte Mitleid und tat was sie wollte. Banba segnete ihn. Man ging weiter und rasch traf man eine zweite Frau, eine grimmige, schöne und stolze Frau. Sie sagte ihr Name sei Eriu (Erui geht auch) und sie sei eine Königin Irlands und möchte den Namen ihrer Familie für immer mit dem Namen Irlands verbunden wissen.
Amergin erfüllte diesen Wunsch und gab den zweiten Namenssegen fort. Und auch dieses Mal erhielt er eine Segnung. Am Ende stießen sie auf eine sehr alte Frau, die sich mit Holz sammeln und schleppen abmühte. Ihr Name wäre Fiola (oder Fodla) und auch sie wäre einst eine große Königin gewesen. Und auch sie erbat den Segen. Also gab Amergin den dritten und letzten Namenssegen fort, erhielt im Gegenzug aber auch einen Segen.
Die Konfrontation
Nun entfachten sie ein Feuer und der Rauch machte die Tuatha Dé Danann auf die Fremden aufmerksam. Sie traten hinzu und fragten die Milesier erstmal aus: Wer, warum hier und warum heimlich wie Diebe in der Nacht, sozusagen: hintenrum über die Berge. Amergin beantwortete alle Fragen:
„Wir sind die Söhne des Milesius […], Milesius ist der Sohn eines Gottes, des Beltu, des Stolzen Vaters. Wir kommen von Moy More, der Großen Ebene jenseits des Horizontes der Welt.“
Zitiert nach: Young, Ella (1996): Keltische Mythologie, Celtica I. J. Ch. Mellinger Verlag GmbH, Wolfgang Militz u. Co. Kg. Stuttgart. 4. Auflage. S. 76.
Amergin stimmte den Anschuldigungen zu, und sprach sein Urteil: Seine Leute würden sich neun Wogen weit vom Land zurückziehen. Dann würden sie versuchen, zurückzukehren. Die Tuatha Dé Danann sollten derweil ihre ganze Kraft gegen sie einsetzen.
Dana
So wurde es gemacht. Amergin löschte das Feuer und als es gänzlich aus war, da tauchte Dana auf. Problem: Die Tuatha Dé Danann ließen den Milesiern keine Chance an Land zu gelangen. Da rief Amergin Dana zu Hilfe. Er erbat ihren Segen. Dana lehnte ab:
„O Amergin, du gehörst nicht zu den Narren, doch scheint mir, daß, wenn du viel Klugheit besäßest, die Augen der Brigit erkennen würdest unter jedem Mantel der Welt. Ich war es, die dreimal die Namensgabe von dir erbat und sie bekam. Frage du nicht ein viertes Mal nach meinem Segen, denn ich habe dich schon dreimal gesegnet.“
zitiert nach: Young, Ella (1996): Keltische Mythologie, Celtica I. J. Ch. Mellinger Verlag GmbH, Wolfgang Militz u. Co. Kg. Stuttgart. 4. Auflage. S. 77.
Der Kampf
Autsch. Amergin fiel also durch nichts anderes als eine Prüfung. Am Ende schafften es die Milesier unter freundlicher Hilfe des Meeres und des Landes dann doch noch, an Land zu gelangen. Es entbrannte eine heftige Schlacht. Die Dé Dananns erkannten, dass die Milesier ihnen zu wiederstehen vermochten und das gefiel ihnen. Also zeigten sie sich in ihren wahren, strahlenden Gestalten und die Söhne des Mil (andere Redeart), fielen vor Schreck auf die Knie und schlossen die Augen, die diesen Glanz kaum aushielten. Allerdings hatten sie nicht verloren, denn zu ihrer Überraschung übergaben die Tuatha Dé Danann ihnen das Land, mithin die Erde. Sie selbst versprachen aber nicht gänzlich zu gehen, denn sie waren es, die die Welt gebildet hatten. Sie erklärten, sich unter die Erde, in die Natur selbst oder in die síd zurückziehen zu wollen und nun nicht mehr einzugreifen. Was das ist, síd, sehen wir demnächst.
Ja schade eigentlich. Mir persönlich wäre dieses Göttervolk lieber gewesen als die Milesier. Allerdings hätte es den Menschen ohne die Söhne des Mil nicht gegeben. Das kann man nun gut oder schlecht finden. So jedenfalls dieser Mythos.
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