Lugh, König der Götter
Allgemeines
Vorab: Diverse bekannte Städe und Flüsse tragen ihre Namen, weil sie nach Lugh, König der Götter und Herr des Lichts benannt wurden: Lyon in Frankreich, Carlisle in England, Liegnitz in Polen, Leiden in Holland, Lucca in Italien, Liger/Loire. Der Gute ist also recht weit herumgekommen.
Eltern: Mutter: Ethniu, Tochter der Cethlionn und des Balor (zu dem kommen wir noch, und wie!), Vater: Cian, Sohn des Dian Cecht.
Die Umstände von Lughs Geburt sind, sagen wir, etwas… anders. Vielleicht lassen wir Laoghaire hier mal zu Wort kommen:
Die Wunderkuh
Das Ganze begann damit, dass Cian, im Austausch gegen ein prächtiges Schwert, auf die Kuh des Meisterschmiedes Gobniu achten sollte:
„[…] Die Kuh folgte ihrem Halfter überall hin und Balor, der sie haben wollte, hatte das Halfter gestohlen. Also musste Cian sich wohl oder übel ins Land der Fomor zur Insel Toraigh aufmachen um das Halfter und damit die Kuh zurück zu gewinnen. Mananaun Mac Lir, der Herr der Meere war es, der Cian mit seinem Weißen Schiff über den Ozean fuhr und ihn an den düsteren ewig grauen Gestanden der Fomor heraus ließ. Aber er forderte einen Preis von Cian: Die Hälfte all dessen was er im Land der Fomor erringen mochte. Das Halfter war natürlich davon ausgenommen, das konnte Cian ja schlecht halbieren. Auch gab ihm Mananaun seinen Umhang, der ihn unsichtbar machen konnte.
Toraigh
In Dûn Balor, Balors Burg und Festung, eine gewaltige, in einer einzigen Nacht aus dem Boden gewachsene Scheußlichkeit aus schwarzem Glas angekommen, forderte er das Halfter. Balor willigte ein, es ihm zu geben aber nur wenn er es schaffen würde, hier in seinem Land Gras und Apfelbäume wachsen zu lassen, denn das vermochte selbst Balor, der mächtigste Magier seines Volkes nicht. Cian war einverstanden. Doch alles Gras und alle Bäume vertrockneten und je mehr Cian seine Anstrengungen verstärkte, desto schneller verging alles Grün. Und dann eines Tages, als er unschlüssig an den dunklen Wassern auf und ab ging, bemerkte er einen hohen, schlanken Turm, der ihm zuvor nie aufgefallen war. Er fragte einen der Turmwächter was es damit auf sich habe. Der Krieger, ein schiefmäuliger, einbeiniger Kerl antwortete:
Cian und Ethniu
„Dort lebt Ethniu, Balors Tochter. Die Königin Cethlionn hat ihm prophezeit, er werde einst durch die Hand seines Enkels umkommen. Und so hat er Ethniu in den Turm gesperrt, damit sie sich nie einen Mann erwählen könne. Und das hätte sie getan, denn sie ist atemberaubend schön! Aber das muss dich nicht kümmern, Gärtner.“ Und damit lachte er schallend und schickte Cian fort.
Aber Cians Neugier war geweckt und so beschloss er eines Tages in den Turm zu gelangen um Ethniu wenigstens nur einmal sehen zu können. Gewandet in Mananauns Umhang schlich er ungesehen an den düsteren, missgestalteten Wachen vorbei und gelange schließlich in Ethnius Gemächer. Und tatsächlich: Sie war so schön, dass es ihm den Atem verschlug. Doch sie bemerkte Cian und bat, er möge sich zeigen. Das tat er auch, und als Ethniu ihn sah, verliebte sie sich sofort in ihn. Und noch in dieser Nacht vermählten sie sich und dann neun Monatsläufe später, gebar sie Cian einen Sohn. Ein Kind, das so leuchtend war, dass sie ihn Lugh nannten, Lugh, das Licht.
Das Halfter
Und dann endlich wuchsen die Apfelbäume und als sich die ersten Äpfel an den Zweigen zeigten, gab Balor seiner Tochter das Halfter. Sie sollte es verstecken und wenn Cian es hätte haben wollen, würde er sagen, er habe es verloren. Sie versprach ihrem Vater zu gehorchen, doch als sie Cian das nächste Mal sah gab sie ihm sogleich das Halfter. Balor hatte den kleinen Lugh nicht entdeckt, aber die Angst davor war stark in Ethniu. Sie fürchtete um sein Leben, wenn ihr Vater davon erführe. Also flehte sie Cian an, das Kind und das Halfter zu nehmen und zu fliehen. Cian wehrte sich dagegen, er wollte sie nicht verlassen, aber letztlich tat er doch was sie ihm sagte um seinen Sohn zu retten.
Die Flucht
Er floh Hals über Kopf und endlich, an den grauen Gestaden angekommen, da sah er Mananaun mac Lir und das Weiße Schiff. Mananaun forderte seinen Preis ein, aber weder das Halfter noch das Kind konnte Cian halbieren, doch der Herr der Meere beharrte auf seinem Anteil. Und da forderte er das Kind. Cian übergab ihm Lugh und seinen Mantel und Mananaun versprach ihn wie seinen eigenen Sohn zu erziehen. Und Cian war zufrieden, denn er wusste, dass Mananaun Wort halten und Lugh im Land der Unsterblichen leben und aufwachsen würde und dort gab es nur Freude und Glück […].
Jugend
Lugh hatte eine schöne Zeit und wuchs friedlich und glücklich bei Mananaun auf. Ein ganz erstaunliches Land bewohnte er da: Es gab dort weiße, riesige Hirsche mit goldenen Hörnern, Löwen mit schwarzen Mähnen, Einhörner und Tiere, die er in Irland oder sonstwo noch nie gesehen hatte. Hinzu kam: Alles war auf irgendeine Art und Weise immer schöner und prächtiger als auf der Erde, und vor allem friedlicher. Irgenwann allerdings kam der Zeitpunkt des Kampfes, der Zweiten Schlacht von Mag Tuired. Und so rüstete Mananaun seinen Ziehsohn mit Waffen aus, u.a. mit dem Lichtschwert, einem der vier Schätze der Tuatha Dé Danann. Und er gab ihm sein eigenes schneeweißes Pferd (tatsächlich gelten die schaumgekrönten Wellen des Meeres als Pferde des Mananaun. Zudem gab es noch einen Helm und einen Brustpanzer.
Übrigens: Der Speer des Sieges, ein weiterer Schatz gehört ebenfalls zu Lugh.
Es geht los
Was also geschah, nachdem der junge Sonnengott bei Mananaun mac Lir aufwuchs? Nun ja, wie alle jungen Männer in diesen Tagen wollte er: Abenteuer und die Chance sich als Held zu beweisen. Kurz vor der alles entscheidenden Zweite Schlacht von Mag Tuired tauchte Lugh also am Hofe des amtierenden Königs Nuada auf (der mit dem silbernen Arm). Er verlangte vom Torwächter eingelassen zu werden. Im Moment sitzen die Mächtigen der Tuatha dé Danann beim Fest (was eine gewisse Nervenstärke zeigt, denn eigentlich steht eine große Schlacht bevor, aber man muss sich auch nicht wegen allem verrückt machen). Sie haben die Wache angewiesen einen Besucher nur dann hereinzulassen, wenn er eine Kunst beherrschen würde, die bei ihnen noch keiner vorzuweisen hätte.
Es geht weiter
Also erfragt der Torwächter so ziemlich jede bekannte Kunst oder jedes bekannte Handwerk. Lughs Antwort ist stets gleich: Ja, das beherrsche ich. Zum Beispiel: Schmied, Schreiner, Arzt, Dichter, Krieger, Magier, Harfner, Mundschenk usw.
Irgendwann schickt Lugh den etwas konsternierten Wächter hinein, um fragen zu lassen, ob die Tuatha Dé Danann jemanden hätten, der ALLE Künste beherrschen würde. Daraufhin unterzieht Nuada Lugh einer letzen Prüfung: Sie spielen Schach. Lugh gewinnt jedes Mal und ein sehr beeindruckter Nuada lässt ihn endlich eintreten.
Die Prüfung Ogmas
Und weil Lugh nun mal Lugh ist, steuert er geradewegs auf Ogmas Platz, den sog. „Sitz des Weisen“ zu. Ogma nun will seinen Sitz nicht so einfach herschenken und prüft nun seinerseits Lugh. Ogma, der stärkste unter den Dé Dananns und oberster Heerführer wirft einen Felsbrocken quer durch die Halle und durch die Wand. Lugh schnappt sich das Teil und wirft ihn trocken zurück, wobei er gleichzeitig auch mal schnell die Wand repariert.
Die Prüfung Dagdas
Ogma, jetzt ebenfalls beeindruckt, überlässt Lugh seinen Platz. Aber da ist noch einer, der es ganz genau wissen will: Dagda, der „Gute Gott“ und erster König der Tuatha Dé Danann, Schöpfer aller Dinge (mit Ausnahme des Menschen, aber das kommt noch) und Meister in der Kunst des Harfespiels. Er besitzt neben dem Kessel der Fülle auch noch eine erstaunliche Harfe, die nur er allein spielen kann. Eigentlich. Diese Harfe ist berühmt für drei Lieder, die Dagda ihr entlocken kann, und deren Wirkung sich kein lebendes Wesen entziehen kann: die Schlaf,- Lach- und Klageweisen. Natürlich beherrscht Lugh auch das und nachdem der Hofstaat nach zwölf Stunden die jeweiligen Wirkungen verdaut hatte, übergab ein restlos begeisterter Nuada Lugh anstandslos seinen Thron.
Ab sofort trug Lugh den Beinamen Samildánach, „Meister aller Künste“ und war und blieb der König der Tuatha Dé Danann.
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